Die Dramaqueen – ein Leben im emotionalen Hochfrequenzbereich

Sie sind leicht zu erkennen! Sie schwelgen in ihren Gefühlen und leben in einer bunten Welt. Ihre Gefühle liegen vor einem wie ein offenes Buch. Sie wechseln ihre Stimmung schneller, als man mit einer Fernsteuerung switchen könnte. Sie wirken niemals langweilig, sind sehr fantasievoll und die ganze Welt ist ihr emotionaler Catwalk.

Alles, was sie erleben oder spüren, hat einen enorm hohen Emotionslevel. Sie wollen die Aufmerksamkeit, präsentieren sich der Öffentlichkeit wie ein bunter Pfau! Sie brauchen die Zustimmung, sie brauchen die Momente des großen Auftritts, sie genießen den Applaus. Ihre Emotionen scheinen wie Milch, die in einem erhitzten Topf ständig überzukochen droht, und die sich schließlich in einem großen Schwall über die Bühne der Öffentlichkeit ergießen.

Dramaqueens lieben die Theatralik, die großen Auftritte und Inszenierungen. Die Sprachmuster der dramatischen Persönlichkeit sind selbstbezogen, bieten wenige Fakten oder Details und wirken deshalb sehr oft oberflächlich! Meist haben sie keine oder nur eine vage Meinung! Sie nehmen Beziehungen zu Menschen oft näher war, als diese Menschen es selbst sehen würden. Sie klammern sich an diese Beziehungen, wobei die volle Emotionspalette abgespielt wird. Heulen – echte Weinkrämpfe – Wutausbrüche, volle Begeisterungs- stürme und Selbstmorddrohungen sind auf der dramatischen Tagesordnung! Mit diesen Szenerien versuchen sie sich in den Mittelpunkt zu stellen und die volle Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Stärke ihrer emotionalen Ausbrüche ist im Verhältnis zum Anlass oft voll- kommen unangemessen und überzogen. Aufmerksamkeit, kapriziöses Auftreten und eine Vorliebe für extravagante Bekleidung sind ebenso Marker für diese Persönlichkeitsstörung, genauso wie Provokationen aller Art, natürlich inklusive der sexuellen Provokation!

Laut meiner Recherche und Gesprächen mit einschlägigen Experten geht diese Störung von einer Kopplung von biologischen und psychologischen Umweltfaktoren aus. Ein sehr bekannter Wiener Psychoanalytiker, mit dem ich sprach meinte, dass bei solchen dramatischen Persönlichkeiten die Eltern-Kind-Beziehung massiv gestört ist.

Die Verhaltensweisen von Eltern seien demnach sehr kalt, distanziert und kontrollierend gewesen. Das Kind hat sich als »nicht geliebt« wahrgenommen, lebte ständig in Verlustängsten, hatte Angst, verlassen zu werden. Das führte natürlich zu einem sehr geringen Selbstwertgefühl. Deshalb verhalten sie sich auch so schrill und emotional, weil sie es damit schaffen, die Aufmerksamkeit zu erheischen, die sie sich wünschen. Wobei ich auch Dramaqueens erlebt habe, die aus einem glücklichen Umfeld kamen und nicht in diese Schublade passen.

Was tun, wenn sich diese Person in Ihrem Umfeld befindet:

Zeigen Sie sehr wertschätzend und dennoch klar auf, dass Sie dieses Verhalten nicht akzeptieren. Geben Sie der Person dennoch viel Scherheit.

Für diese Personen ist es wichtig, Selbstkontrolle zu lernen und sich Selbstwert und somit Selbstsicherheit zu erarbeiten. Damit können sie es schaffen, haltbare Beziehungen aufzubauen.

Ein wichtiges Lernfeld für die dramatische Persönlichkeit ist es auch, zu lernen allein zu sein und sich mit sich selbst und ihrem Leben sinnvoll zu beschäftigen. Eine Therapie macht Sinn. Dennoch ist eine Therapie relativ schnell wirksam bei Personen, die erkennen, dass ihr Verhalten problematisch ist. Bei Personen, die dies nicht erkennen, kann es ein langer Weg sein. Die Schwierigkeit der dramatischen Persönlichkeit für Therapeuten ist, dass manche ein bestimmtes Verhalten entwickeln, um dem Therapeuten zu gefallen, um in Folge Aufmerksamkeit zu haben.

Dramaqueens brauchen Grenzen, klare Regeln und möglichst viel Struktur. Behutsam muss ihnen bewusst- gemacht werden, dass sie manipulativ sind und sich nur so verhalten, wie sie sich verhalten, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Eine sanfte Aufklärung kann helfen, diesen Menschen die psychischen Hintergründe bewusst und erkennbar zu machen. Ein wichtiger Punkt in der Therapie sollte sein, dass man dem Klienten keinesfalls zu viel Hilfestellung gibt oder ihm Entscheidungen abnimmt. Wenn man das tut, wird das Bedürfnis nach ständiger Aufmerksamkeit und Unterstützung noch gestärkt. Wenn aber aus Sicht der dramatischen Persönlichkeit zu wenig Hilfe kommt, kann dies einen Abbruch der Therapie zur Folge haben!

Deshalb ist es für den Therapeuten ein Balanceakt, einen Weg der Mitte zu finden und durch die Therapiearbeit zu zeigen, wie sich eine positive »Beziehung« gestalten kann. Ein guter Therapeut wird seinen Klienten dazu hinführen, die Problematik seines Verhaltens zu erkennen und zu hinterfragen. Damit kann die dramatische Persönlichkeit lernen, echte von inszenierten Gefühlen zu unterscheiden, und ein an die Erfordernisse des Lebens angepasstes Verhalten lernen.

Herzlichen Gruß, Patricia Staniek
Consulter/Profiler/SBI Intelligence Analyst/Teamperformer/Executivecoach/Kriminologin i.A.
Beraterin für Menschenführung im Bereich Sicherheit/Management/Leadership/HR/Vertrieb/Ausbildnerin für Profiler PScn

Textcopyright: Patricia Staniek
Aus dem Buch: Mein Wille geschehe März 2017/Patricia Staniek/Goldegg Verlag

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